POLISH LEAGUE AGAINST DEFAMATION
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Warschau, den 03.10.2018
Timothy Grossman
Geschäftsführung
Neue Babylon Berlin GmbH
Rosa-Luxemburg-Str. 30
10178 Berlin
Sehr geeheter Herr Grossman,
wir schreiben Ihnen bezüglich des Fotos einer vierzehnjährigen Polin katholischen Glaubens,
Czesława Kwoka, deren in dem deutschen Vernichtungslager Auschwitz gemachtes Bildnis in
Werbematerialien für ein Holocaust-Filmfestival verwendet wurde.
Wir möchten daran erinnern, dass Czesia [Koseform von Czesława] eine von zigtausenden pol-
nischen Opfern war, die von Deutschen in Auschwitz vernichtet wurden.
Die Tatsache, dass Ihr Festival, das der Shoah gewidmet ist, mit dem Bildnis einer jungen Polin
und Katholikin illustriert wird, betrachten wir als einen Durchbruch in dem bisherigen Umgang
mit der Opferfrage des Zweiten Weltkrieges. Bislang erwähnten die Kreise und Communities,
wiecej tu: >>>http://www.anti-defamation.pl/rdiplad/wp-content/uploads/2018/10/List-w-j%C4%99zyku-niemieckim.pdf
die sich –außerhalb Polens – für das Gedenken an die Opfer des deutschen Völkermordes ein-
setzten, Polen mit keinem Wort und veröffentlichten auch keine Bildnisse polnischer Opfer.
Wir müssen Ihre wegweisenden Bemühungen anerkennend erwähnen, zugleich aber auch die
Fakten in Erinnerung rufen, um das Bildnis von Czesia Kwoka in den richtigen geschichtlichen
Kontext einzuordnen.
Czesia Kwoka war eine polnische Katholikin. Sie wurde am 15. August 1928 in Wólka
Złojecka, einem Dorf im Landkreis Zamość, geboren. Am 13. Dezember 1942 kam sie zusam-
men mit ihrer Mutter Katarzyna in das deutsche Lager in Auschwitz im Rahmen des ersten
Transports aus dem deutschen Durchgangslager in Zamość. Am 12. März 1943 wurde sie mit
einer
Phenolspritze
getötet. Czesia Kwoka wird zu den sog. Kindern der Region von Zamość
(„Dzieci Zamojszczyzny”) gezählt, sprich zu den rund 30.000 polnischen Kindern, die von
Deutschen aus dem Gebiet der Region Zamość zwangsweise ausgesiedelt und anschließend
ermordet oder geraubt wurden, um sie in deutschen Familien im Rahmen der sog. Aktion
Zamość aufwachsen zu lassen. An die Stelle der rund 110.000 aus der Region Zamość ausge-
siedelten Polen wurde eine ethnisch deutsche Bevölkerung aus anderen Ländern Europas
angesiedelt. Czesia Kwoka verkörpert somit die Tragödie der polnischen Bevölkerung der
Region Zamość während des Zweiten Weltkrieges. Ihr Foto wurde von dem Lagerfotografen
Wilhelm Brasse gemacht. Vor dessen Anfertigung wurde Czesia Kwoka, wie er berichtete,
von einer Aufseherin geschlagen. Sowohl die „Befriedungs“- als auch Exterminierungsmaßnahmen, die von Deutschen gegen-
über Polen durchgeführt wurden, waren Ausdruck einer geplanten Vernichtung des polni-
schen Volkes. Was Deutsche Czesia – ähnlich wie vielen tausenden Polen – angetan haben, ist
ein unwiderlegbarer Beweis dafür. Es handelte sich dabei um Verbrechen des Völkermordes
(Genozide) am polnischen Volk, was bei dem Nürnberger Prozess 1946 festgestellt wurde.
In Anbetracht des oben Gesagten sollte Czesia Kwoka ihre Identität im Rahmen der gesamten
das Festival begleitenden Werbe- und Informationskampagne wiedergewinnen. Sie ist nicht
eine der anonymen Opfer des Holocaust. Wenn Sie, als Festivalveranstalter, schon einen
Durchbruch in der Art und Weise, wie über polnische Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht
wird, erzielt haben,
dann ist man dies auch der Erinnerung an dieses Kind, eines von Tausen-
den, die von Deutschen ermordet wurden, schuldig.
Deshalb erwarten wir Konsequenz in Ihrem Handeln – in Gestalt von Angaben zur Identität
von Czesia Kwoka und zu ihrer Geschichte in allen Werbe- und Informationsmaterialien sowie
in allen Medien, die über das Festival berichtet haben.
Polnische Liga gegen Verleumdung
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